Mein erster Langstreckenflug. Zwei Stunden bis Budapest waren ja schon spannend, aber jetzt bis ins südliche Afrika, keine Ahnung was mich erwartete. Wir waren so acht Leute, die unsere Kollegen in Luanda ablösen sollten, eine Werkstatt für den LKW W-50. Ein Einsatz war immer für drei Monate ausgelegt. Doch erst einmal flogen wir in die Abenddämmerung hinein über die Alpen, und dann wurde es ziemlich sandig. Im Nachtflug über die Sahara. Ich hatte zeitlich das Gefühl, dass die Welt nur aus der Sahara bestand. Aber mein Kollege Oskar munterte mich auf und erklärte mir, wenn ich genau hinschauen würde, könnte ich kleine rote Lichter vereinzelt entdecken. Aufklärung folgte sogleich. Das wären dann die Rücklichter von den Kamelen. Dann der erste Zwischenstopp. Nigeria – Lagos, die Drehscheibe in Zentral Afrika. Die ersten Palmen konnte man in der Morgendämmerung in Nähe der Rollbahn erkennen. Tolles Gefühl. Ein kurzer Zwischenaufenthalt und meine erste Tuchfühlung mit Afrika. Als ich die Maschine verließ , war es für mich, als haut mir jemand ein Holzbrett vor den Kopf. Eine phönartige Hitzewelle gepaart mit einer Luftfeuchtigkeit, die ich so noch nicht erlebt hatte. Der Airport in Lagos war in etwa so groß wie der von Frankfurt am Main und vom Feldflughafen Schönefeld kommend, ein Gigant für mich.
Beim nächsten Zwischenstopp im Kongo war ich natürlich vorgewarnt. Der Flugplatz Maya- Maya empfing uns aber mit etwas angenehmeren Temperaturen. Es war bewölkt und nicht ganz so schwül. Der Flugplatz hingegen war sehr übersichtlich. Zwei Rollfelder und ein winziges Flughafengebäude. Der Aufenthaltsraum hatte die Größe eines mittleren Wohnzimmers. Die Klimaanlage war noch nicht geplant und wir Raucher schafften es in kürzester Zeit, den Raum völlig zu vernebeln. Beeindruckend war für mich dann der Kongo, ein reißender Fluss in einer gigantischen Größe, den wir beim Abflug ein Stück begleiteten.
Die weiteste Strecke hatten wir hinter uns und Luanda in greifbarer Nähe. Im Anflug zog unsere Maschine erst einmal eine majestätische Schleife über den Atlantik. Ein toller Anblick. Dann raus aufs Rollfeld und im Gänsemarsch zum Flughafengebäude. Die übliche Wartezeit und Kontrollen habe ich kaum wahrgenommen, endlich in Afrika, endlich in Angola. Am Ausgang wartete schon unser Firmenbus auf uns. Ich beobachtete Arbeiter, die die Grünanlagen vor dem Gebäude pflegten. Alles sah sehr gepflegt aus. Der Rasen ist für mich recht fremdländisch in Erinnerung geblieben. Er war sehr dick gewachsen und wurde mit kleinen Handscheren geschnitten. Auch die blühenden Pflanzen hatten für mich eine bisher nicht gekannte stattliche Größe. Die Erde war plötzlich rot, alles war mit einem Mal völlig anders. Dann fuhren wir vom Flugplatz zur Unterkunft „Manauto cinco“ . Die Landschaft vor der Stadt war eben, und vereinzelt standen nur Bäume und etwas Gebüsch. Hier und da eine kleine Rauchsäule, aber nicht vergleichbar mit dem Dschungel aus den Tarzan Filmen, die ich bisher kannte. Es ging an ziemlich elendige Hütten aus Wellblech und zusammengeschusterten Restmaterialien vorbei und dann durch die Innenstadt. Die Häuser waren ziemlich heruntergekommen, und überall lag Müll herum. Meine Kollegen erkannten als alte Hasen sofort meine fragenden Blicke. Oskar und Rüdiger klärten mich auf. Das Land war seit Jahren im Bürgerkrieg, und die Bevölkerung floh in sichere Regionen wie z. B. Luanda. Jeder versuchte, sich mit den wenigen Mitteln provisorisch ein Dach über den Kopf zu bauen. Es gab keine Arbeit, es gab nur diesen verdammten Bürgerkrieg, der das Leben noch schwerer machte. Aber dennoch war der Lebenswille dieser Menschen ungebrochen, das sollte ich in den vielen Jahren in Angola selbst noch erkennen lernen.
Als Trostpflaster sagten sie mir, heute sei ein schöner Tag, keiner schieße unserem Bus hinterher, keine Autobombe, die in die Luft fliege, und wenn wir auch noch Strom und Wasser hätten, sollte es ein per