Der Montag beginnt wie jede Woche. Nach dem Frühstück kümmere ich mich erst einmal um unsere Werkstatt. Giovanni und Eju holen die Werkstattschlüssel ab. Ich schalte den Solarstrom im Krankenhaus ab und schalte unsere Wasserversorgung auch auf unseren Generator um. Dennoch geht es heute etwas quirliger in unserem kleinen Ort zu. Unsere Impfkampagne und vom Gouverno eine Großaktion zum Stadtputz sind angesagt.
Zwischenzeitlich sind unsere Krankenschwester aUli und ein paar Schwestern aus unserem Krankenhaus beschäftigt, die letzten Vorbereitungen für die Impfkampagne in der Lare zu treffen. Die Impstoffe werden sortiert und alles wird in das Fahrzeug geladen. Das Angobot, auch beim Spritzen der Kinder mitzuhelfen, lehne ich dankend ab, obwohl mir versichert wird, dass da gar nichts weiter dabei ist. Spritzen waren mir schon immer ein absoluter Graus mit Angstausbrüchen, und die Vorstellung, einen anderen Menschen zu pieksen, unvorstellbar. Ich habe mich dann für die Verteilung der Poliokapseln entschieden und kann mich so vor diesem grausamen Akt retten.
In der Lare werden wir schon von einer neugierigen Kinderschaar erwartet und empfangen. Mir schießt gleich durch den Kopf, als ich die freudigen Gesichter sehe, ihr armen Kleinen habt ja keine Ahnung, was Euch Schlimmes erwartet. Aber ich sollte mich täuschen. Der Direktor bezieht Stellung an einem Tisch, und alle Kinder stellen sich zur Impfung an. Jeder Name und die Impfung werden gründlich aufgeschrieben. Wir haben zu einer langen Tafel eingeladen, die all die vielen Pieksnadeln samt Ampullen aufbietet. Skeptisch und doch erstaunt sehe ich Kinder, die ohne eine Miene zu verziehen, tapfer diese Impfung angehen, für viele das erste Mal. Natürlich gibt es auch einige Verweigerer, aber Gesundheit ist wichtiger. Die Großen schnappen sich dann die Kleinen und schwupps ist die Sache erledigt. Nach fast 20 Jahren Bürgerkrieg ist Angola sehr bemüht, ein Bildungs- und Gesundheitswesen aufzubauen, was ich selbst jeden Tag miterleben darf. Der Weg ist steinig und schwer, aber man spürt regelrecht diese große Entwicklung. Einige von uns sehen vieles nur aus ihrer Sicht, ohne sich die Mühe zu geben, diese Menschen auch verstehen zu wollen oder zu können.
Geschafft, alle Kinder wurden geimpft. So ein Haufen von 110 quirligen Kindern kann ganz schön anstrengend sein. Aber auch im Ort geht es sehr rege zu. Das Gouverno hat für heute einen Stadtputz angesagt, denn Besuch von einem Minister, den hat man nicht alle Tage. Auch unsere tradiotionellen Volksgruppen im Ort packen mit an, selbst die ersten Kinder, die von der Impfung wieder genesen sind, sind dabei. Einige Stellen vom Unkraut befreien, Steine, die als eine Art Straßenmarkierung dienen, bekommen neue weiße Farbe, sogar auf unserer Hauptstraße werden neue Bäume gepflanzt. Mich erinnert es ein klein wenig an alte DDR-Zeiten, nur wird hier niemand so gegängelt.
Wir verstauen alles, und ich erledige noch meinen Rundgang zur Werkstatt und ins Krankenhaus. Auf dem Heimweg zu meiner Hütte gehe ich noch auf einen Abstecher zu meinem Lieblingsladen von Boni und trinke erst einmal ein schönes kleines Bier. Ich bin schon gespannt auf den Ministerbesuch in ein paar Tagen.