Könnt Ihr euch noch an die Arendsee in Luanda erinnern. Wurde durch Haftminen leckgesprengt und von einem russischen Schlepper auf die Ilha geschleppt und in Waage gehalten. Wir durften offiziell nur die paar (12-14?) Militär- W50 runterholen, die über Deck standen. Haben wir dann auf ein anderes Schiff übergeholt und dann am Kai entladen. War eine schwierige Arbeit. Inoffizell haben wir dann noch die halbe Werkstatt geplündert, als feststand, dass sie das Schiff versenken. Hapag hat bezahlt. Für uns damals unbegreiflich, wie man diese Werte, die ja auch dringend gebraucht wurden, versenkt hat. Ich komme jetzt eigentlich darauf, da ich gestern einen Beitrag in der Gardelegener Volksstimme über das Schiff gelesen habe. Den Beitrag habe ich angehängt. Desweiteren noch ein Bild von mir mit der Arendsee und dem russischen Schlepper, was ich von der Ilha aus geschossen habe.
ich kann mich auch noch an die Arendsee erinnern. Ich war damals zu meinem zweiten Angolaeinsatz in Luanda und bin abends immer auf der Ilha gejoggt. Da konnte man das Wrack gut sehen. Allerdings haben wir uns nicht getraut es zu fotografieren. Neu ist für mich, dass vom Schiff noch Güter geholt wurden weil wir die Information hatten, saß aus Versicherungsgründen nichts mehr entladen oder demontiert werden durfte. War schon Wahnsinn weil ja damals eigentlich alles gut hätte verwendet werden können. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich übrigens noch gerne an meinen ersten Aufenthalt in Angola von 1978 bis 1979 als FDJ-Brigadist wo wir mehrmals auf Handelsschiffen der Seereederei zu Gast waren und immer herzlich empfangen wurden. Es gab gutes Essen und Radeberger Bier und wir konnten Zigaretten (Club und Cabinet) zollfrei kaufen. Dafür sind wir dann immer mit den Jungs tagsüber auf die Ihla zu Baden gefahren. Leider mussten wir aber abends sehen, dass wir wegen der Ausgangssperre bis 24 Uhr wieder im Kate Kero waren.
Mit dem fotografieren hast du Recht. War auch manchmal sehr heikel. Aber ich war warscheinlich beim fotografieren sowieso immer ein wenig frecher. Das das nicht immer gut ging, kannst du in anderen Beiträgen von mir lesen. Einmal durfte ich deswegen zwei Tage den Knast besuchen.
Das mit den LKW`s war, glaube ich, wirklich offizell. Vielleicht hätten sie beim versenken gestört, oder wären vom Schiff gerutscht, wenn der Schlepper es nicht mehr hätte halten können. Bevor der Schlepper sich seitwärts vertäut hatte, hatte die Arendsee ja ziemlich Schlagseite. Na und bei der Plünderung habe ich ja extra geschrieben, dass es inoffiziell war. Wir hatten die selbe Info, dass keine Schraube vom Schiff gehen darf, da Schiff und Ladung komplett von der Versicherung bezahlt wurde. Aber da in unserer Werkstatt in Manauto cinco viele Sachen fehlten, die es auf dem Schiff in Massen gab, haben wir uns großzügig bedient. Durfte eben nur keiner mitkriegen. Aber wenn ihr vom Kate-Kero es nicht mitbekommen habt, waren wir ja vorsichtig genug.
Auf den Fischtrawlern waren wir auch oft. Wir haben die Besatzungen ausgetauscht (Flughafentransfer), und sie mit Südfrüchten versorgt. Manchmal haben wir sie auch mit LKW`s zum Badestrand gefahren. Dafür bekamen wir, wie du schon schriebst, gefrosteten Fisch und Fleisch, Zigaretten und Bier. Und wir besuchten sie auf dem Schiff. Da sie nur Besatzungen getauscht haben, lagen sie meist an dritter oder vierter Stelle am Kai. Nachmittags über die ersten drei Schiffe zu stolpern, um auf den Trawler zu kommen, ging ja noch. Aber kurz vor Mitternacht mit reichlich Alkohol im Blut wieder zurückzustolpern, hat Einigen Blessuren und in ganz schweren Fällen sogar den Orientierungsverlust eingetragen. Wochen später beim Bierabend konnten wir über solche Anekdoten wieder lachen, aber ansonsten war das manchmal schon ganz schön grenzlastig.
...1984 ergab sich es die Möglichkeit, 10 t Uranoxid aus der Grube „Rossing“ in Namibia zu erhalten. Partisanen hatten das Material im Verlaufe von zwei Jahren in eine verlassene Bergarbeitersiedlung verbracht und tauschten das Uranoxid gegen Waffen ein. Anfang Juli 1984 setzten sich die Geologen per Fallschirm in Namibia ab. Sie benutzten besondere orangefarbene Fallschirme mit kurzen Halteseilen für die Springer. Ebenso sind auch Raketen in Transportgutverpackungen befördert worden. Einige Tage lang füllte die Gruppe das Uranoxid aus Fässern in Papiersäcke (für Zement) um. Das diente dem Zweck, die Polizei im Falle einer Kontrolle während des Abtransportes zu täuschen. Danach wurde das Gut auf 4 Lastkraftwagen zum Meer transportiert und auf angolanische Fischereifahrzeuge umgeladen. Während eines Sturmes ist ein Sack naß geworden, deshalb hatte man seinen Inhalt in Konservenbüchsen umgefüllt, die die Aufschrift „Atlantischer Hering“ trugen. In neutralen Gewässern wurde das Gut auf das deutsche Frachtschiff „Arendsee“ umgeschlagen. Dabei sind 10 t tatsächlicher Zement ins Meer abgeworfen worden. Nunmehr stimmte alles mit den Transportdokumenten überein. Jedoch im Hafen von Luanda explodierten Sprengladungen, die südafrikanische Diversanten am Schiffrumpf angebracht hatten. Eine Regierungskommission faßte den Beschluß, das Schiff zu versenken. Die Meinung der Experten interessierte niemanden. Man befürchtete die Kontamination des Hafengebietes und politische Unruhen. Außerdem war die Bevölkerung über die Eigenschaften von Uranerzen schlecht informiert, denn das alles geschah noch vor der Katastrophe in Tschernobyl.
Das sind ja Neuigkeiten über die "Arendsee". Im Nachhinein wird einem auch klar, warum uns partout verboten wurde, in die Laderäume zu gehen. Die W50 haben wir ja noch auf die "Rudolf Diesel"? rübergezogen, aber in die Laderäume haben sie uns nicht schauen lassen. Wenn das alles so stimmt, wird auch klar, warum südafrikanischen Kampftaucher sich ausgerechnet die "Arendsee" ausgesucht hatten. Einige von uns hatten sich damals schon gewundert, dass die Taucher eine so gefärhliche Aufgabe für ein paar LKW´s und angebliche Pferdedecken und second Hand Klamotten auf sich genommen haben. Denn die Kubi´s haben ja mit ständigen Handgranatenwürfen ins Hafenbecken und auf Reede versucht, die Gegend Kampftaucherfrei zu halten. Ich habe es zwar nie selbst gesehen. Es sollen aber nicht nur einmal Taucher bewusstlos oder tot im Hafenbecken gefunden worden sein.
Was für ein Aufwand und Gefährdung für ein paar Tonnen Uranerz.
Gruß Jens
P.s.: Wie der Zufall es will, habe ich gerade mit Immanuel Harisch über die Arendsee gesprochen. Er war am Dienstag bei mir, um noch ein paar Hintergrundinfos für seine Masterarbeit zu erhalten. War ein lustiger Nachmittag und Abend mit einem symphatischem Österreicher.
Ich war sehr an dieser Geschichte interessiert. Ich sammle Informationen für einen Zeitungsartikel. Vielleicht kann Herr Immanuel Harisch mir helfen? Ich bitte Sie, meine E-Mail zu senden: merckx_marleen@yahoo.com.
Vielleicht interessieren Sie sich für eine unbegreifliche Situation. Russische Quellen behaupten, dass der Kapitän des Schiffes der 55-jährige Martin Kassan war, nicht Heinz Wagner.